Alles nur ein Traum? …
Strahlender Sonnenschein. Ich erblicke das weite Meer. Um mich herum, Palmen und Strand, soweit das Auge reicht. Die Möwen krächzen und verschwinden ab und an im kalten Blau des Meeres. Das Wasser ist unruhig, die Wellen erreichen fast meinen Sonnenstuhl. Es wird immer wärmer. Meine Gedanken kreisen um einen kühlen Cocktail, während ich den nächsten Keks aus der Verpackung ziehe …
*RRRRRRRrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr*
Mistwecker! Ich bin nicht mehr in Chile. Schade aber auch … 😀
Seit heute morgen sitze ich wie gewohnt an meinem Schreibtisch. Den Bildschirm vor mir, das Wasser neben mir und Martin gegenüber. Normalerweise würde man ja nun davon ausgehen, dass es ein ungewohntes Gefühl sein muss, wieder im Büro zu sitzen – nach drei Wochen in einem anderen Land, mit anderen Leuten, fremder Kultur usw. Aber das ist es gar nicht. Es fühlt sich normal an. Fast als hätte ich die letzten drei Wochen nur geträumt … Ich sehe die engen Gassen in Valparaiso, die Straße, in der jedes Haus eine andere Farbe hat …
Oh nein, nicht schon wieder abschweifen. Natürlich habe ich Chile nicht geträumt.
Mein Schnellfazit: Es war der Hammer! Mein etwas längeres Fazit …, das kommt nun:
Wie aus der Verkettung mehrerer Umstände …
Ich weiß noch, wie ich mich vor nun mittlerweile sieben Wochen dazu entschied, in die Summer School nach Chile zu gehen. Eine Woche später schrieb ich ja meinen Blogbeitrag darüber und hatte weder große Erwartungen noch einen genauen Plan darüber, was mich dort erwartet. Die Aufregung kam aber dann doch ziemlich schnell und die Freude inklusive.
… ein wahnsinniges Erlebnis werden konnte
Im Nachhinein bin ich ziemlich froh über die Entwicklung und über die Zeit. Ein war ein tolles Erlebnis und wir konnten eine super Zeit genießen. Das lag natürlich nicht nur an der super Organisation und Kooperation der DHBW Mosbach Campus Heilbronn (im speziellen Maria Swiebocki López-Kisling) und der Universidad de Chile (dort besonders Stephanie Dazin und Eric Spencer), sondern auch an dem Land selber; den freundlichen und offenen Menschen, den Chilenen, die wir näher kennenlernen durften und an der Truppe, mit denen ich die 21 Tage genießen durfte.
Ob es sich gelohnt hat? Die Pro-Argumente:
Empfehlen würde ich eine Summer School oder auch ein Auslandsaufenthalt auf jeden Fall. Man lernt neue Menschen kennen, macht viele Erfahrungen und wächst auch mal über sich hinaus, wenn es darum geht, Sachen selbst zu organisieren. Wie z.B. sich alleine in einer fremden Sprache in einer Umgebung zurechtzufinden, mitten im Nirwana eine Bushaltestelle zu suchen und dann noch den richtigen Bus zu erwischen, oder auch mit Hilfe von LEO, Händen und Füßen sich mit Einheimischen zu unterhalten oder gar Essen bestellen. Es war eine wirklich komische Situation, als wir in einem Restaurant saßen und nun ja, die spanische Speisekarte vor uns hatten und kaum – bzw. nichts verstanden haben. Als dann der Kellner kam und wir ihn fragen wollten, zückte er sein Handy und übersetzte uns jedes Wort, das wir nicht verstanden. Angefangen bei Pilzen und Schinken, bis hin Orangen- und Ananassaft. Eine andere ulkige Situation war die Fahrt in einem überfüllten chilenischen Bus (ein etwas älteres Modell, die bestimmt kaum durch den deutschen TÜV gekommen wäre) durch die verlassene Gegend. Vorbei an der idyllischen Landschaft mit der spanischen Version von verschiedenen klassischen englischen Liedern von z.B. Eric Clapton. Toll ist es auch, neue und fremde Städte zu erkunden und sich nach nur wenigen Wochen, fast Zuhause zu fühlen. Es sind auf jeden Fall bleibende Erfahrungen, die man aus solchen Auslandsaufenthalten mitnimmt.
Natürlich haben wir viel gelernt, nicht nur über das Land und die Leute, sondern auch in den Vorlesungen. Gut, wir hatten ja leider nur auf uns zugeschnittene Themen, die meist allgemeiner gefasst waren (s. Blogbeitrag). Noch besser wäre es natürlich gewesen, hätten wir auch mal mit chilenischen Studenten zusammen in einem Vorlesungssaal gesessen. Das wäre doch ein Punkt für unsere Evaluation. 😉
Aber man nimmt auch viel für sich selber mit. Bestenfalls lernt man eine neue Sprache, knüpft Kontakte und lernt, wer es bis dahin noch nicht konnte, selbstständig zu werden. Ja, wir hatten auch einen Teilnehmer dabei, der sich schon nach wenigen Tage auf Zuhause freute. Das Heimweh lässt grüßen … Gerade bei einem längeren Auslandsemester sollte man sich davor gut überlegen, ob es etwas für einen ist. Denn es gibt immer ein Pro und ein Contra
Contra?
Natürlich gibt es auch – wie sonst überall – Gegenargumente. Angefangen z.B. beim Geld. Dadurch, dass ich meinen Flug erst so spät gebucht habe, dass das chilenische Preisniveau etwa auf europäischen Level liegt und dass ich einiges mitgemacht habe (Skifahren, Rafting, Städtetouren und oft Essen gehen) wurden die letzten drei Wochen alles andere als billig. Aber man hat noch etwas verloren. Die Zeit. Durch die Vorlesungen und Unternehmensbesuche waren wir sehr eingespannt und hatten kaum Zeit für uns. Und wer annimmt, wir hätten ganz Chile erkundigt, wie versichert: Es hat nur für Santiago und Valparaíso gereicht. Klassischer Urlaub war es somit nicht, auf wenn die Meisten ihn dafür aufwenden mussten. Noch im Anschluss ein paar Wochen, um herumzureisen – das wäre noch super gewesen.
Aber auch Zeit für andere Dinge, die ich in Deutschland hätte machen können. Zum Beispiel habe ich einen Geburtstag verpasst und unser überaus herausragendes Dorffest. Aber die kommen nächstes Jahr wieder. Chile aber vermutlich leider erstmal nicht wieder. Wobei, vllt irgendwann wieder, nachdem ich Peru und Brasilien gesehen habe. Das Lateinamerika-„Fieber“ hat mich gepackt.;)
Und der Gewinner?
Wie ihr vielleicht merkt, ähnelt meine Aufzählung gerade einer betriebswirtschaftlich sehr beliebten „Kosten-Nutzen-Analyse“. Es gilt den Gewinn (Pro), egal ob sub- oder objektiv dem Preis (Contra) gegenüberzustellen, um eine Entscheidung zu fällen. In Unternehmen wird eine solche Analyse sehr oft verwendet. Vor allem wenn es um neue Produkte, Maßnahmen und Projekte geht. Gut, meine Entscheidung ist ja schon vor wenigen Wochen gefallen, aber natürlich kann man so etwas auch im Nachhinein machen, um zu sehen, ob die Entscheidung richtig war.
Und bei mir war sie es. Definitiv. Vor allem im Nachhinein überwiegen die Pro-Argumente. Sie haben definitiv gewonnen. Erfahrungen sind viel mehr wert als Geld und Zeit? Die habe ich eher sinnvoll verwendet, als verschwendet.
Falls ihr mal vor der Entscheidung steht, ins Ausland zu gehen, könnt ihr ja auch eine etwas ausführlichere Für- und Widerliste erstellen. Falls ihr Hilfe benötigt, ich habe ja nun Erfahrung. 😉