Hallo Zusammen,
Ihr kennt mich sicherlich schon. Mein Name ist Joshua und mit der BERA als dualen Partner absolviere ich mein Studium im Fach BWL-Dienstleistungsmanagement (Schwerpunkt: Personal und Bildung) an der DHBW Heilbronn. Was die DHBW einem noch bietet, neben Vorlesungen und Klausuren? Das erfahrt Ihr heute von mir! 😉
Wer kennt es nicht: Bei Vorwürfen, verbalen Tiefschlägen in Verhandlungen und Killerphrasen fühlt man sich sprachlos und irgendwie verlegen.
Ich gehörte, wie viele andere, leider nicht zu der Sorte die spontan schlagfertig und wortgewandt sind. War ich auf ein Gespräch nicht vorbereitet, versuchte ich mich kleinlaut zu rechtfertigen, lächelte es einfach weg oder versuchte stotternd irgendwas Schlagfertiges herauszubringen.
Aufgrund dessen ist es gut, dass ich mich an meiner Hochschule in vielen verschiedenen Bereichen weiterbilden kann. Die DHBW gibt den Studenten die Möglichkeit, in Kooperation mit dem Marketingclub Stuttgart-Heilbronn, an diversen Vorträgen und Seminaren teilzunehmen. 😉
Somit hatte ich die Chance in meinem 2. Theoriesemester ein Vortrag zum Thema Schlagfertigkeit von dem renommierten Rhetorik-Trainer Matthias Pöhm zu besuchen.Zusammen mit mehreren Büchern und Artikeln aus diesem Bereich und ein wenig Übung gelang es mir meine Überzeugungskraft und Schlagfertigkeit zu verbessern. Auch wenn ich nicht sagen würde, dass ich nun ein Experte bin. 😀
Trotzdem möchte ich euch einen Einblick geben, was ich aus dem letzten Monat Uni- und Selbststudium sowie dem Vortrag gelernt habe.
Anwendungsbereich? Verhandlungen, Präsentationen, Diskussionen mit Freunden, Familie und Kollegen. 😉
5 Tipps für mehr Schlagfertigkeit und Überzeugungskraft
1. Die Körpersprache
„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – Paul Watzlawick
Schlagfertigkeit führt zu einem positiven, selbstbewussten Auftreten. Was aber auch immens dazu beiträgt, ist die Körperhaltung. Einen Großteil unserer Wahrnehmung bestimmt nicht etwa unser Gehör, sondern unser Auge. Für Selbstbewusstsein in der Rhetorik gehört deshalb auch eine selbstbewusste Haltung. Um schlagfertig zu sein, braucht ihr zunächst eine gute Körpersprache (später mehr dazu):
- Eine aufrechte Körperhaltung
- Sicherer Stand
- Offener Blick in die Augen des Gegenübers
- Klare, verständliche, kräftige Stimme
- Handflächen offen, nach oben gerichtet und über der Hüfte
2. Die Betonung
Für schlagfertige Antworten und eine gute Überzeugungskraft benötigt man eine gewisse Betonung und Wirkung.
Für die beste Wirkung einer Aussage benötigt es erstmal eine gewisse „Coolness“ in der Stimme: Eine ruhige und verständliche Sprechweise, auch wenn ihr euch aufgrund eines verbalen Angriffs gestresst oder angegriffen fühlt.
Wollt ihr einem Satz eine besondere, überzeugende Note geben, so macht nach jedem Wort eine Pause und geht am Ende des Satzes mit eurer Stimme nach unten.
Zusätzlich: Nehmt eure dominante Hand. Formt mit Daumen und Zeigefinger ein „O“ und punktiert damit jedes Wort mit einer Bewegung auf ein gedachtes Podest vor euch.
„Ich … verspreche Dir. … wenn! … Du diese…Taktik benutzt….. werden … deine Aussagen … kraftvoller.“
Verstärken kannst du diesen Effekt, wenn du noch bestimmte Wörter wie „Diese“, „Ich“ oder „Du“ stärker betonst.
3. Den richtigen sprachlichen Rahmen setzen
Um eine Aussage noch mehr zu gewichten, könnt ihr eurer Aussage einen gewissen Rahmen verleihen, wie ein schöner Bildrahmen. 🙂
- Eine Pré-Deklaration
Also eine Aussage vor der eigentlichen Aussage, um deine Aussage anzusteuern: „Jetzt sage ich Ihnen wie…“, „Passen Sie auf…“, „Das hat den folgenden Grund…“ - Pausen
Wichtige Aussagen brauchen eine gewisse Pause davor, um Neugierde und Wichtigkeit zu erzeugen und auch hinterher, um die Aussage wirken zu lassen, um Raum zu geben, damit diese bestmöglich verarbeitet werden kann und um den Eindruck zu vermitteln, dass es Wert sowie wichtig ist, darüber nachzudenken.
4. Sich vorbereiten
Natürlich kann sich der weniger schlagfertige Typ nicht von jetzt auf nachher verändern und zu einem Rhetorikmeister werden. Schlagfertigkeit kann man sich aber wie eine andere Sprache langsam antrainieren.
Es gibt viele Arten von verbalen Angriffen, auf die man sich aber allesamt vorbereiten kann.
Als Beispiel:
Etikettenvorwürfe: Also Vorwürfe, die einem eine Art Schild umhängen:
„Du bist unpünktlich“, „Du bist fett“, „Du bist so stur“…
Jeder hat solche Sätze, die man sich immer wieder anhören muss – eine gute Gelegenheit, sich darauf vorzubereiten! 😉
Wie kontert ihr jetzt also solche Vorwürfe?
Man nutzt die Vielfältigkeit der deutschen Sprache und gibt dem Wort eine neue Bedeutung, die einen besser darstellen lässt:
Bill Gates wurde einmal von einer Dame interviewt. In diesem Interview sagte die Journalistin einmal:
„Sie werden oft als Streber bezeichnet.“
Bill Gates antwortete:
„Wenn Streber-Sein bedeutet, dass ich mich für das Innenleben eines Computers interessiere und Spaß daran habe, dieses Innenleben zu verstehen – dann haben Sie Recht, dann bin ich ein Streber.“
Dies ist eine gute Technik, um zu kontern:
Nimm folgende Bausteine und überlege dir eine Umdeutung der Aussage:
„Wenn XY bedeutet, dass […], dann bin ich XY“
Damit kommt ihr nicht nur sehr schlagfertig rüber, sondern nehmt damit das Etikett, das eben an euch befestigt wurde ab und schmeißt es in die Tonne.
Ganz ehrlich: Ich werde manchmal aus Spaß auf meine große Nase angesprochen…
Wisst Ihr was ich in letzter Zeit zu Bekannten sage, die mich zum Beispiel so darauf ansprechen?
„Du hast schon voll die große Nase…“
„Wenn eine große Nase zu haben bedeutet, immer den richtigen Riecher zu haben… joa… dann habe ich ‘ne ziemlich große Nase“ 😉
5. Das Unterbewusstsein ansprechen
In Verhandlungen und bei der Akquise geht es doch meistens ums Überzeugen.
Um Menschen besser zu überzeugen, möchte ich euch noch ein letztes Modell vorstellen, mit dem die Ansprache besser gelingt.
Als Vorbild dient hier das Eisberg-Modell von Sigmund Freud
Stellt euch vor ein Luftzug kommt von oben gegen den Eisberg. Wird er sich bewegen? Wohl eher weniger.
Kommt allerdings eine Strömung von unten, bewegt sich der ganze Berg.
Menschen bewegt und überzeugt man also am ehesten, wenn man die unbewusste Seite anspricht.
Wie geht das? Mit sprachlichen Bildern, Erinnerungen und Körpersprache.
Als Beispiel eine kleine Geschichte, die uns Herr Pöhm nähergebracht hat:
Ein IT-Unternehmen hat gerade eine neuartige Software an einen neuen Kunden verkauft, mit dem Versprechen, es werde die Produktivität der Mitarbeiter um mindestens 20% steigern.
Nach einer Woche ruft der Kunde an und beschwert sich: „Sie versprachen mir eine Steigerung der Produktivität um 20%! Unsere Leute hingegen arbeiten mit der neuen Software 30% langsamer als mit der alten!“
Viele würden jetzt auf der sachlichen Ebene wahrscheinlich erfolgslos kommentieren.
Doch eine bildhafte Antwort kann den Gegenüber viel mehr bewegen:
„Passen sie auf… Nehmen wir mal an, Ihre Mitarbeiter tippen mit 2 Fingern auf der Tastatur und das sehr schnell und gekonnt. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie bringen ihnen das 10-Finger-System bei. Sie werden zunächst damit zu kämpfen haben und werden nur langsam Wörter schreiben können, doch mit der Zeit ist dies das mit Abstand effektivste System und sie schreiben schneller als je zuvor. Und so ist das auch mit unserer neuen Software…“
Man kann Schlagfertigkeit trainieren und Überzeugungskraft schulen. Es braucht nur Übung und die richtigen Impulse. 🙂
Schreibt euch doch für den Anfang 5 Etikettenvorwürfe auf, die ihr oft zu hören bekommt und versucht, darauf eine Antwort zu formulieren.
Ich hoffe, dass ich euch allen weiterhelfen und euch mit auf die Reise hin zur Schlagfertigkeit mitnehmen konnte. Freut euch, auf die spannenden Projekte von denen ich euch das nächste Mal erzählen werde.
Beste Grüße Euer Joshua 🙂